So verursacht die Vergangenheit, die einem als "Deutschen" anhaftet, schon häufig einen bitteren Beigeschmack. Jeden Tag werde ich gefragt, wo ich denn herkomme. "Europa" reicht den meisten als Antwort dann doch nicht. Niemand reagiert abweisend, wenn ich dann "Germany" sage, die Geschichte ist sehr lange her und wird wohl nicht mehr mit meiner Generation in Zusammenhang gebracht...
Hier hingegen, hat jeder Mensch, der älter als 30 Jahre ist, Krieg erlebt und die jüngeren mit den Folgen zu kämpfen.
Die Geschichten der Länder detailliert zu erklären, würde an dieser Stelle doch ein bisschen weit führen. Dennoch würde ich gern ein bisschen berichten. Schließlich prägt die Vergangenheit die Gesellschaft!
Diese Orte haben wir besucht:
Chu Chi Tunnels, Vietnam
Die Chu Chi Tunnel haben die "Vietcong" ursprünglich gebaut, um Menschen, Vorräte und Waffen vor der Französischen Kolonialmacht 1948 zu schützen. Anschließend fielen die Amerikaner nach Vietnam ein und das Tunnelsystem wurde enorm erweitert. Nach wie vor, um Menschen zu schützen.
So entstand eine Form von "Unterirdischer Kleinstadt". Es gab Lazarette, Schulen, Küchen - alles unter der Erde.
Das Tunnelsystem kann man sich ungefähr so vorstellen |
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Ohne Kommentar... |
Reunificatino Palast, Saigon, Vietnam
In Saigon steht der Reunification Palast.
Nicht sehr hübsch und eher wie ein Museum der 60er Jahre. Doch wer in den 70ern schon Fernsehen konnte, müssten ihn kennen. Denn dies ist nicht nur der Ort, wo die damalige Südvietnamesische Regierung den Krieg geplant und geführt hat...
Im Keller des Palastes ist ein Bunker, wo die Räume der Kriegsregierung heute als Museum dienen Unzählige Landkarten mit Zeichnungen und Ziffern hängen an den Wänden, deren Bedeutung wird leider nicht erklärt... |
Diese Bilder wurden damals im Fernsehen in alle Länder übertragen.
Landminenzentrum, Angkor, Kambodscha
Die Khmer mussten nicht nur unendlich unter der Diktatur Pol Pots leiden, sondern wurde wegen des Vietnamkrieges von zahllosen Bomben der Vietnamesen und Amerikaner übersät.
Die unterschiedlichen Sorten sind hier ausgestellt |
Der Leiter des Zentrums war als Kindersoldat bei der Armee und hat selbst wohl über 20.000 Landminen gelegt. Später im Krieg sogar zur Vietnamesischen Armee gewechselt. Nun entschärft er seit vielen Jahren Landminen. Zum Teil mit ausländischer Hilfe, viele Deutsche Experten seien in Kambodscha tätig. Es gibt bis zu 30 verschiedene... Chinesische, Vietnamesische, Russische, Amerikanische und natürlich auch Deutsche...
In dem Zentrum leben 37 Kinder, die Landminenopfer sind. Sie habe entweder ein Bein, ein paar Finger oder sogar ihre Eltern verloren. Die Kinder wohnen und lernen dort. Und pflegen das Zentrum, so haben sie zum Beispiel diesen Hocker aus Bomben gebastelt.
Die Kinder und Jugendlichen spielen natürlich auch am liebsten Fußball. Und wenn ein Einbeiniger umfällt, weil er mit seinem einzigen Bein geschossen hat, dann gibt es großes Geschrei und Gelächter... denn meistens machen die Einbeinigen Kopfbälle.
Die Kinder sind sehr aufgeschlossen und interessiert und fröhlich... und würden am liebsten alle mal nach Europa reisen. Sie sind fleißig am Englisch lernen und youtube gucken...
Ich habe großen Respekt vor ihnen. Und mein Besuch bei ihnen hat mich sehr gerührt.
"Killing Fields", Phnom Penh, Kambodscha
Von den sogenannten "Killing Fields" konnte ich leider keine Fotos machen. So hat mich diese Stätte zu sehr bewegt... für immer wird dieser Ort wohl aber in meinem Gedächtnis bleiben. Über 10.000 Menschen sind an diesem Ort gestorben und würdelos begraben.
Heute ist es das Choeung Ek Gedenkzentrum. Es ist das größte von über 300 Killing Fields in ganz Kambodscha. Es ist ein Ort des Schreckens. Es ist der Nachlass des "Demokratischen Kampuchea", der Roten Khmer unter der grausamen Regierung Pol Pots, auch "Bruder Nr. 1" genannt. Wie viele Diktatoren kein dummer Mann. Er hatte sogar in Paris studiert. Wie viele Diktatoren nutzte er das offene Ohr von den Unzufriedenen, leider Ungebildeten... hier den Bauern. So baute er die Khmer Rouge auf.
Der Diktator des damaligen Kambodschas hatte wahnwitzige Vorstellungen... so sollte ein Land ausschließlich aus Bauern, der arbeitende Bevölkerung, entstehen. Ein Bauernstaat. Bildung und Religion wurden verboten. Die Hauptstadt, Phnom Penh, wurde zwangsevakuiert, Familien auseinandergerissen, wer sich weigerte, Kinder und Frauen, wurden erschossen. Die Stadt war binnen 3 Tagen leer. (Erst seit 1995 gibt es in der ehemaligen Geisterstadt Strom!)
Paranoid wie Pol Pot war, hat er alle, die Menschen, die für ihn gefährlich werden konnten, strategisch töten lassen.
So stellten Studierende, Lehrer, Mönche, Nonnen, Menschen, die eine Fremdsprache beherrschten oder sogar nur eine Brille trugen die Opfer dar.
Völkermord.
So hat Pol Pot innerhalb von 3 Jahren, 1975-79, ein Drittel seiner eigenen Bevölkerung töten lassen.
Ca. 2 Millionen Menschen sind ihm zum Opfer gefallen.
Die Opfer wurden zu den Killing Fields transportiert und systematisch ermordet. Da Munition für Waffen makabererweise bei Massenmord zu kostspielig ist, wurden die Menschen erschlagen, insofern sie nicht vorher bei Zwangsarbeit verhungert und erkrankt waren. Um sicher zu gehen, dass die Opfer tot sind und die Gerüche nicht umliegenden Dörfer, aufmerksam machten, wurde ein Gift über die Massengräber gegeben. Es gibt eine Massengrab für Kinder. Nebenan steht ein Baum, an welchem die Kinder erschlagen wurden.
An vielen Stellen gucken Stofffetzen der Kleidung der Opfer aus dem Boden. Durch die jährlichen starken Regen werden immer wieder Knochen und Zähne freigespült, welche einfach rumliegen und regelmäßig eingesammelt werden... es ist ein schrecklicher Ort.
Heute wird er als Mahnmal und Gedenkstätte genutzt. In einer Pagode sind die Schädel aufgetürmt. Über 6.000 Schädel. Bei vielen ist der Grund des Todes am Schädel zu erkennen....
In den Jahren dieser Geschehnisse und viele Jahre im Anschluss, war das "Demokratische Kampuchea" komplett von der Außenwelt abgeschottet. Ausländer und Journalisten wurden "zur Sicherheit" mit als erstes getötet. Die 2. Formation der Roten Khmer hätten noch in den 80er Vertreter zu den Sitzungen der Vereinten Nationen geschickt und finanzielle Unterstützung von vielen westlichen Ländern, wie Frankreich, USA und auch Deutschland erhalten... unfassbar.
Pol Pot starb erst 1998 und konnte sogar noch sein Leben mit seinen Enkeln genießen. Die Khmer haben ihn nie ausgeliefert und er war im nördlichen Dschungel untergetaucht.
Wieviel Ungerechtigkeit können Menschen ertragen?
Ich weiß, dass es diesmal kein schöner Bericht ist. Dies ist aber auch das, was mir begegnet, was die Menschen berichten, was sie prägt und was hoffentlich auch ihr Zukunft ausmachen wird.
Und nicht oft genug sollte man wohl erinnern, mahnen und aufmerksam in der eigenen Gesellschaft sein.
In diesem Sinne: PEACE!
Die sind alle Geschwister und der kleinste musste zu Beginn heulen als er mich sah |
Helli,
AntwortenLöschendeine Berichte sind sooo schön und teilweise natürlich auch traurig zu lesen.
Aber ist doch auch gut einen Reise zu nutzen, um nicht nur über die schönen Dinge des Lebens etwas zu lernen.
Helli, dir wird irgendwann noch mal der Friedensnobelpreis verliehen ;-)
Helli,
AntwortenLöschendeine Berichte sind sooo schön und teilweise natürlich auch traurig zu lesen.
Aber ist doch auch gut einen Reise zu nutzen, um nicht nur über die schönen Dinge des Lebens etwas zu lernen.
Helli, dir wird irgendwann noch mal der Friedensnobelpreis verliehen ;-)
;-) knutschi
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