Donnerstag, 30. August 2012

Mein Bali

Mein Bali ist fast unbeschreiblich schön. Bali ist laut, dreckig, zu voll, chaotisch, zu touristisch und teuer, Bali ist das Mallorca und der Ballermann der Australier. Aber Mein Bali ist zugleich paradiesisch, einsam, traditionell, köstlich, gesellschaftlich, gastfreundlich und ganz nebenbei die Insel meiner Lieblingsblumen!

Der Wasserpalast in Tirta Gangga, Ostbali
Die Balinesen machen es einem Ausländer unheimlich einfach, sich willkommen und wohl zu fühlen! Du wirst mit offenen Armen empfangen und sollst bleiben! Du sollst an ihrer Kultur teilhaben und von deinem Leben erzählen. Die Balinesen sind nämlich äußerst stolz auf ihre Traditionen und haben häufig noch nie in ihrem Leben die Insel verlassen oder waren am anderen Ende der Insel. Sie lieben Geschichten und Berichte von Reisenden. Auf diese Weise machen sie „ihren Urlaub“ und lernen andere Länder kennen! So ist ein gepflegter Smalltalk verpflichtend für jeden Touristen. 1.„Where are you from?“ 2. „Where do you go to?“ und 3. „Are you married?“  bzw. 4. „Your boyfriend/husband?“ (wenn eine männliche Begleitung neben mir steht) sind der Einstieg in jedes Gespräch. 8jährige Jungs auf der Straße fragen dich das! Die Antworten, um einen Smalltalk möglichst schnell zu beenden, sind folgende:
1.       „Germany“
2.       „Jalan-jalan“ (ich gehe umher, bei genauen Zielangaben wird man weiter ins Gespräch verwickelt)
3.       „Not yet“ (man sagt nicht „Nein“, da das „Heiraten-wollen“ eine Selbstverständlichkeit ist. Ein „no“ oder gar „no, and I am not planning to“ würde zu sehr verunsichern, schockieren und viele weitere Fragen aufwerfen)
4.       „Yes!“ (siehe 3.)
Wenn man ein paar solcher Grundregeln in Gesellschaft von Balinesen berücksichtig, fühlt man sich auf Meinem Bali ziemlich schnell heimisch.

Kurz vor Sonnenuntergang beim Tempel von Uluwatu

Am 20. Juli hatte dieses Jahr der Ramadhan begonnen. Ein wesentlicher Faktor im Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt.  So ist man als Reisender ja auf geöffnete Restaurants und Unterkünfte der Einheimischen angewiesen, hinzu kann die Geräuschkulisse einer andauernd singend-betenden Moschee doch recht schlafbeeinträchtigend sein (die Indonesier haben es nicht so mit Einstellung von Lautstärke und Klang, Hauptsache laut!). So hatte ich beschlossen für die Fastenzeit auf Bali zu bleiben. Bali bildet nämlich auch hier, wie bei allem in Indonesien, die Ausnahme, so sind 95% der Balinesen Hindus. Ab und an hört man eine Moschee, doch alles Weitere geht seinen gewohnten Gang. Seit dem 19. August ist der Ramadhan vorbei …und ich habe und werde Mein Bali nicht mehr verlassen, bis ich am 1. September nach Australien fliege! Zu sehr hat die Insel mich gefangen. Ich habe einen Roller, mit dem hier alles leicht zu erreichen ist.  Mittlerweile kenne ich jede Straße und der 17jährige "Boss" aus der Werkstatt winkt mir auf dem Roller zu, die Frau aus dem Warung (Indo: Restaurant) weiß, wie ich meinen Kaffee trinke und ich kann schon recht viele Indonesische Floskeln.
Mein "Secret Beach" von Bali  - hier ist man geradezu einsam und der Strand ist endlos lang
Ganz so einfach ist es am Anfang nicht, sich auf Bali zu recht zu finden. So gibt es eigentlich so gut wie keine Beschilderung, manchmal hängt ein selbstgemaltes Minischild hinter einem Zweig... So erfolgt eine Wegbeschreibung eines hilfbereiten Balinesen meist in Form von: "...und dann bei dem Supermarkt rechts, bei dem großen roten Schild links und dann immer der Hilton-Hotel-Ausschilderung folgen, dann bei dem Tempel an der rechten Seite!"
Oder wenn ich meinen Gastgeber nach einer Straßenkarte frage, wird kurzerhand dies hier aufgezeichnet:

Die Straßenkarte vom Süden Balis
Eingezeichnet sind der Helmladen, Ampeln, Tankstellen und ein Hügel. Nicht ganz maßstabsgetreu... aber man findet alles!
 
Ein Balinese ist grundsätzlich, im Gegenzug für ein bisschen Smalltalk, äußerst hilfsbereit und bemüht! Wenn man dann erstmal aus dem Stadtverkehr von Kuta raus ist, macht das Fahren auch richtig Spaß! Die Straßen haben nicht sehr viele Löcher und häufig kreuzen ein paar Kühe, Hunde, eine Hühnerfamilie, ein Schweinchen oder auch häufig Affen deinen Weg - diese haben natürlich immer Vorfahrt! Sonst gilt auch hier, wie im Rest von Asien, der Stärkere bzw. Schneller siegt! Eine Schild, welches den Verkehr regelt oder gar eine Geschwindigkeitsbegrenung zeigt, habe ich in 2 Monaten nicht gesehen... somit weiß ich auch bis jetzt nicht, wie schnell man hier eigentlich fahren darf :-)
 
 
 
 
 

Zwischen den Reisfeldern im Bewässerungskanal

Mein Bali bietet Vulkane, Reisterassen, Kokospalmen, Frangipani und Hibiskus, gleichzeitig weiße und schwarze Srände, Steilküste, große Städte mit Einkaufs- und Partyzentrum und kleine abgeschiedene Bergdörfer, wo die Hähne, Hunde und Frösche die Lautstärke regulieren. Es gibt die Surferstrände im Süden auf dem Bukit, das Tourizentrum in Kuta und die Stadt der Künstler, Musiker und Yogis im Zentrum der Insel, Ubud. Es gibt hier fast nichts, was du nicht findest. Jede Menge Touristen, aber auch 3,5 Mio. Balinesen.


 
 
 
 
Der Eingang von Klungkung
Mein Bali ist die Insel der Götter und Dämonen. Überall werden Hauseingänge, Strandeingänge, Ortseingänge und Tempel mit Figuren aus Sandstein verziert und mit Opfergaben bestückt – diese beschützen die Eingänge vor Dämonen.  Die Figuren werden zu Feiertagen auch in Festtagskleidung gehüllt und bekommen das Kopftuch der Männer auf! Täglich kommt eine frische Blüte hinter das Ohr!
Es gibt unzählige Zeremonien und Riten. Ständig sieht man Balinesen in wunderschöner Festtagskleidung. Es gibt eine wunderschöne Zeremonie zur Trauerferier der Verstorbenen. Ein Art Festzug, alle traditionell und weiß gekleidet, 2 weiße Schirme und Opfergaben werden getragen. Dies findet häufig am Strand statt, um den Verstorbenen an die Götter zu übergeben.




Eine Balinesische Trauerfeier
Ein Neugeborenes zählt für die ersten 6 Monate seines Lebens als Göttliches Wesen. So darf es in den ersten 6 Monaten nie den Boden berühren und wird immer getragen. Der Boden und alles darunter beherbergt ja Geister und Dämonen. Wenn es nicht älter als 6 Monate wird, gibt es eine besondere Zeremonie. Wenn es die 6 Monate geschafft hat, gibt es die „Zeremonie des Boden Berührens“. Neben das Baby wird ein „Fake-Baby“ aus Kokosnuss gelegt, sodass, sollte ein Dämon kommen, er das Fake Baby und nicht das richtige Baby nimmt. Fortan ist das Baby ein Mensch und keine Göttlichkeit mehr.
Eine Figur in Festtagskleidung - auf dem Besakih, der größte und wichtigste Tempel Balis, am Fuße des Agung Berges, der höchste Berg Balis, mit 3.142 m
Angeblich 1/3 ihres Arbeitstages verbringt die Balinesische Frau damit, den Balinesischen Ritualen nachzukommen. Die Opfergaben vorzubereiten, zu verteilen, das Gebet zu sprechen, die Räucherstäbchen anzuzünden und schlussendlich alles wieder zu entsorgen. Mehrmals täglich findet dies Prozedere der Opfergaben statt. Ich liebe diese liebevollen Riten und werde den Geruch der Räucherstäbchen vermissen.


Eat. Pray. Love.
Ist die Geschichte, die ich hier gelesen habe und mich begleitet hat. Eine Frau, die für 1 Jahr durch die Welt reist... Das Buch wurde 2010 mit Julia Roberts verfilmt und hier auf Bali in Ubud, auf den Gilis Islands und hier in Padang Padang gedreht. Alle 3 Orte habe ich auch besucht. Wer das Buch noch nicht kennt, ich kann es an dieser Stelle wärmstens empfehlen!

 
Der Wasserpalast von Tirta Gangga

 
Selbst die Polizisten tragen hier eine Blüte hinter dem Ohr und wenn dir ein Wildfremder auf der Straße begegnet, wirst du (manchmal schon aus weiter Entfernung) gefragt:  „What is your name?“

Mein Name! Mir war nie bewusst wie international verständlich mein Name ist! Hella! „Like hello with an „a“!“ Ist meine Standarderklärung. JEDER kann das sofort aussprechen.
(auch wenn Italiener und Franzosen trotzdem das H weglassen und Ella draus machen)
In diesem Sinne nochmal Danke an meine Namensgeber bzw. Eltern! ;-)
 
Unsere Namen bieten bei Weitem nicht die Aussagekraft, die ein Balinesischer Name hat:
Es gibt nur 4 Namen auf Bali: Wayan, Made, Nyoman und Ketut. Bedeutet ganz einfach: Erster, Zweiter, Dritter, Vierter. Ein Junge bekommt ein I vor den Namen, ein Mädchen ein Ni. So wäre ich, Balinesch geboren, Ni Nyoman!

So kommt es nicht selten vor, dass ein Wayan eine Wayan heiratet und das 1. Kind nunmal Wayan heißt!

Was machen wir uns die Namenssuche eigentlich so schwierig? ;o) Natürlich gibt es so viel Spitznamen… Die meisten Ausländer erhalten häufig  auch einen Spitznamen. So wurde mein Freund Clemens hier zu „Klinsmann“ (Klinsmähn gesprochen)! Clemens ist einfach zu kompliziert.

Hella und "Klinsmann" auf dem Besakih
In einem Tempel müssen alle, auch die Herren, immer einen Sarong tragen
Mein Bali bietet jeden Abend einen anderen verzaubernden Sonnenuntergang. Für mich immer wieder ein magischer Moment, wenn die Tiere hysterisch beginnen durchzudrehen. Die Schwalben mischen sich in der Luft hektisch mit Fledermäusen, die Frösche und Heuschrecken stimmen in ihr Konzert ein, die Glühwürmchen spielen im Reisfeld und du kannst die Gekkos bei ihrer Schlacht auf die Fliegen beobachten. Die trockene, staubige Geruch des Tages wird durch eine frische, fruchtige Luft abgelöst wird.
Hella und Clemens in der Devils Tear auf Lembongan
Mein Bali wird mit Leichtigkeit gelebt. Gute Laune steht bei den Balinesen an oberster Stelle und so sind „Don’t worry, be happy“ und „no problem“ vielgehört! Ein „Halo!“ (Hallo, wie Deutsch ausgsprochen) wird dir permanent zugeworfen. Die Balinesen lieben das Leben und das steckt an!

Ich werde mein Bali ziemlich vermissen...
Ich liebe Bali und Bali liebt mich!
Am Dream Beach von Nusa Lembongan


Mein Bali ist...

Freitag, 17. August 2012

Irgendwo zwischen Kambodscha und Thailand...

Ich reise zusammen mit einem Franzosen aus Paris, Francois (kein Scherz!), und einem mir noch Unbekannten über die Grenze. 10stündige Fahr. Bei einer Rast sitzt mir gegenüber sitzt ein Asiate...

...der mich fragt: "Where are you going to?"
Hella: "Bangkok. Ich treffe einen Thailändischen Freund von mir."
Asiate: "Echt? Ich möchte in Bangkok leben und arbeiten und habe gerad mein Visum erneuert."
Hella: "Wo kommst du denn her?"
Asiate: "Philippinen."
Franzose: "Echt? Das ist mein absolutes Traumland!! Es ist traumhaft! Am liebsten würde ich da wohnen!"
Hella: "Meine Freundin kommt von den Philippinen - ich will da auf jeden Fall auch hin! Alle sagen es soll so schön sein!"
Asiate: "Wo kommt ihr denn her?"
Hella: "Germany."
Franzose: "France."
Unbekannter: "Israel."
Asiate: "Echt? Israel? Das ist mein absolutes Traumland! Ich war schon 3 mal dort."
Hella und Franzose: "Cool, nach Israel wollte ich auch schon immer mal!"
Israeli: "Ich verrsuche regelmäßig in Frankreich Fuß zu fassen. Mein absolutes Traumland!"


Schlussfolgerung
....die Welt ist ein Dorf!
.... Reisende lieben jedes Land mehr, als ihr eigenes...
...keiner will nach Deutschland ;o) ha ha - wegen des Wetters wohl?

Mittwoch, 8. August 2012

Das Leben im Surfers Paradise

oder: Das Leben nach dem Tide Kalender
Südostasien. Indonesien. Bali. The Bukit. Padang Padang Beach.
Bali hat im Süden einen Landzipfel, der einfach nur “The Bukit” (der Hügel) genannt wird. Etwas höher gelegen als die Städte Kuta, Legian und Denpasar fährt man über eine kleine Meerenge und einen Hügel hinauf. Bist du da – bist du im Surfers' Paradise. Hier findet man kaum einen Motorroller ohne Halterung für ein Surfboard, am Supermarkt stehen gebrauchte Surfboards zum Verkauf und an der Küste tümmeln sich jede Menge Zuschauer. Im Wasser liegt die gierige Meute auf den Brettern und wartet auf den perfekten Tube.

Die Wellen von Uluwatu
The Bukit, inkl. der berühmten Buchten Uluwatu, Padang Padang und Balangan, gehört mit zu den traditionellsten und nach wie vor beliebtesten Surfspots der Welt! In den 60ern kamen die ersten Australier, um die Wellen zu testen und fortan nahmen die Balinesen alle Surftouristen mit großer Begeisterung auf! Sie kutschieren die Surfer mit den Brettern, damals manchmal noch auf Karren von Bucht zu Bucht, bringen sie mit dem Boot aufs Meer hinauf, bieten Unterkünfte in ihren Familien und freuen sich mit ihnen über einen erfolgreichen Surftag!
Der Sonnenuntergang in Bingin Beach
Unzählige Surffilme wurden/werden hier gedreht und regelmäßig finden Wettbewerbe statt. Jetzt gerade wird der „RipCurl Cup“ ausgetragen – da beim Wellenreiten immer auf die „richtigen“ Wellen gewartet werden muss, lautet das Motto „It’s on, when it’s on!“ Die Welle der ausländischen Surftouristen führte mit den Jahren dazu, dass auch immer mehr Balinesen und Indonesier die Scheu vor dem Meer verlieren und erfolgreich an den den Cups teilnehmen. Ursprünglich haben die Balinesen nämlich den allergrößten Respekt vor dem Meer und meiden es zumeist  – alles, was unterhalb der Erdoberfläche ist, ist ungewiss und dort leben böse Geister.

Der 2. Sieger in der Tube in Padang Padang
(der 1. Sieger wird hier weder erwähnt noch gezeigt, da er abends auf der After Show Party die Leute verprügelt hat und den Laden, von der Stimmung ganz abgesehen, zerstört hat)

Das Leben mit einem Surfer…
Eine Woche lang habe ich mit Paolo aus Italien zusammen bei einer Balinesischen Familie direkt auf dem Strand von Balangan gewohnt. Hört sich romantischer an als es ist, aber dazu ein ander Mal mehr. Paolo gehört, meiner persönlichen Kategorie nach, zu den „Surf Addicts“ (Surf Süchtige). Bedeutet im Alltag: vor dem Schlafen gehen, wird noch schnell der Tidekalender gecheckt, wie früh man denn aufstehen muss. Mit früh, meine ich früh! Denn um 6.30 Uhr muss man das erste Mal aufstehen und gucken, wie die Wellen sind! Sollte es nicht ganz so vielversprechend sein, kann man noch bis 7.30 Uhr schlafen bleiben und in Ruhe frühstücken. Das frühe Aufwachen fällt übrigens nicht sehr schwer, bei den Indonesiern beginnt der Tag spätestens um 5 Uhr morgens und dann wird auch Lärm gemacht. Wände aus Stroh tun ihr Übriges…
Paolo beim RipCurl Cup in Padang Padang
Dann wird gesurft. Und zwar den ganzen Tag. Natürlich werden vorher Vorbereitungen getroffen. Ein großes Frühstück ist erforderlich, der Körper wird eingecremt (hier surft man natürlich ohne Neoprenanzug!) und dann erfolgt die Kriegsbemalung: insbesondere die Australier schmieren sich das Gesicht in unterschiedlicher Form, manchmal auch Farbe, ein. Standard ist mit Sunblocker, Schutzfaktor 100 die Nase und die Wangenknochen anzumalen. Es werden aber auch zum Teil die Lippen geweißt, die Ohren mit Knete vollgestopft oder die Glatze mit Creme eingerieben. Amüsantes Schauspiel. Täglicher Spruch von Paolo: „The skin on my nose is empty!“ (weil sie sich schon ca. 1 Mio. Mal abgeschält hat…)
In unserer Bucht Balangang, die Profi Bucht, kann man den ganzen Tag spektakuläre Stunts und Wellen beobachten. Damit kann man wirklich den ganzen Tag verbringen! Es ist spannender als jedes Fernsehprogramm. Zur Tief Tide wird dann eine Pause eingelegt und etwas gegessen. Aber meistens wird doch bis Sonnenuntergang weitergesurft. Wenn die Welle in der einen Bucht nicht gefällt, fährt man in die nächste Bucht.
Zum Sonnenuntergang springen oder laufen (!) doch noch tatsächlich die letzten Surfer (die wohl etwas später Feierabend hatten) über die Korallen zum Meer, um noch 2 Wellen zu bekommen bevor es dunkel ist. Kommt man dann zurück, total k.o., berichtet man mindestens 45 Minuten lang, wie heute die Wellen waren. Jeder 5. Tag war „the best day in my life!!!“ Anschließend wird erstmal liebevoll das Brett gepflegt, ggf. eingewachst oder repariert und gestreichelt…
In meine Kategorie „Lazy Surfer“ (faule Surfer) fällt die große Menge an Surfern, die gern bis Mittags schlafen, sich kurz ein bisschen Ärgern, wenn die Hoch Tide dann vorbei ist, vielleicht dann 3 oder 4 „rides“ nehmen und dann am Strand das erste Bier öffnen… (bevorzugt Australier)

...nein, 4 Meter hohe Wellen auf 50 cm flachem Wasser über Korallen, sind nicht der perfekte Ort für Beginner. Es gibt aber auch Buchten, die bei Hoch Tide bessere Bedingungen bieten, hier versucht  mein neuester Besucher, Clemens aus Hamburg, sein Können. Zitat: „Davon lass ich mich nicht aufhalten!“
…und somit werde ich noch einige weitere Tage die Surfer studieren – es gibt ja Schlimmeres ;-)

Hang Loose!

Donnerstag, 2. August 2012

Reise Reise – Teil 2

Ja, es ist eine Ergänzung dieses Beitrags fällig. Schließlich mache ich nichts weiter, als die ganze Zeit zu reisen… dies bedeutet warten und fahren und warten und fahren.
Wusstet ihr, dass „10 Minuten“ mindestens 30 Minuten sind und sich bis zu 60 Minuten ausdehnen können? - Ja. Wenn man den Busfahrer fragt wie lange die Pause ist oder wann der Anschlussbus kommt, ist die Antwort IMMER „10 Minuten“ – egal, wie lange wir warten werden. Wenn man zwischendurch mal wartend gucken sollte, wird als Zwischenantwort meist „aaah, 5 more minutes…“ eingeworfen. Glücklicher Weise ist Zeit das, was ich momentan am meisten habe und meine Geduld  dehnt sich ins Unendliche!!
Wisst ihr, wie viele ausgewachsene, weiße Touristen in einen Minibus, in der Größe eines VW-Busses passen? - Ich jetzt schon! Mindestens 16! Inkl. Reisegepäck gestapelt auf und zwischen den Sitzen – denn im Kofferraum sitzen ja schon 4 Touristen! Pinkelpause gibt’s in dem Falle dann nicht, weil es viel zu lange dauern würde alles wieder ein- und auszupuzzeln. Weniger trinken ist an Reisetagen eh zu empfehlen, da häufig die Toiletten der „Raststätten“ nicht sehr einladend sind. Im dreistesten Falle muss man noch 5 Cent, oder mit Papier 25 Cent, bezahlen – für kein Licht, kein fließend Wasser und natürlich keine Seife und Papier. Was genau mit dem Geld finanziert wird, hat sich mir noch nicht erschlossen. In jedem Falle habe ich an diesen Stätten, des Öfteren die männliche Gattung um deren, uns nicht mögliche, Position des Toilettengangs beneidet…
Langkawi, Malaysia

Strategisch gesehen, sollte man wohl immer als letztes in den Bus einsteigen, denn hinten im Bus wird man zu sehr durchgeschüttelt, bis 10 cm über den Sitz ist bei den Straßen verheiratet mit entsprechender Geschwindigkeit ist keine Seltenheit und in der Not könnte man, falls Kommunikation möglich, den Busfahrer kontaktieren. Damit kann man aber auch schief liegen, wenn die erste Reihe aus 16 Gepäckstücken und 2 Touris besteht, welche bei jeder Kurve (und diese werden mit viel Freude und Elan gefahren) mit jeder Menge Kilos zu kämpfen haben. Es ist also auch immer etwas Glück im Spiel…
Grundsätzlich ist es ratsam in Sommerkleidung den Wagen zu betreten, aber immer Socken, Schal und Fleecejacke zur Hand zu haben. Im Vorwege weißt du nämlich nie, ob du bei 30 Grad am Fenster ohne Gardine da hinschmilzt oder bei unregulierbarer, stürmischer Klimaanlage in 22 Grad frieren wirst!
ja, es war Mittags. Aber auch Mittags ist es bei über 40°C ganz schön warm...
Ansonsten gilt, die Reise mit Humor zu nehmen. Ob du mit Schweiß an deinem fremden Sitznachbarn festklebst, von dem Geruch des Proviants deiner Chinesischen Mitreisenden (Ente um 7 Uhr morgens) leichte Übelkeit entwickelst, nicht identifizierbare klappernd-brummend-pfeifende Geräusche des Busses oder die Geschwindigkeit bezüglich der Straßenverhältnisse dir Fragen im Kopf hervorrufen oder vom Fahrstil inkl. Höhenangst mehrere letzte Worte aussprichst… am Ende hilft es alles nix. Du willst ja ans Ziel.
Dies wird dir häufig durch überdrehten Thai-Pop, manchmal in Karaoke-Version inkl. Bildschirm verfügbar, Indisches Bollywood-Lala (in Malaysia sind die Busfahrer Inder) oder aber, mein persönliches Highlight (!), durch „Modern Talking“ versüßt!!! Der Geschmack des Fahrers regiert! Da werden nicht nur die beiden Favoriten „Cherry Cherry Lady“ und „Your My Heart, Your My Soul“ laut aufgedreht, sondern ganze Alben inkl. Technocoverversionen von o.g. Titeln gespielt! Herrlich! Ich kann bereits die Texte auswendig, bei beginnender Melodie aber immer noch nicht die Titel voneinander unterscheiden.
Das Unterdrücken eines lauten Lachkrampfes ist mir deshalb manchmal unmöglich… :-D Ich warte manchmal wirklich auf die versteckte Kamera…
internationale Übereinstimmung: bester Reiseschuh - Birkenstock!
Wenn du Strecken mit dem lokalen Bus zurücklegst, ist dies nicht weniger anstrengend. Als scheinbar Außerirdischer wirst du beobachtet: „die schwitzen auch? Guck die Haare. Die können ja sprechen!“ :-D Diese Situation erfordert ein ständiges Zurücklächeln – denn wir wollen ja stets ein sehr freundliches und bescheidenes  Bild hinterlassen. Kleine Kinder versuchen schon mal 2 Stunden lang zu testen, ob du auch wirklich zurücklächelst, wenn sie hinter dem Sitz auftauchen oder Grimassen machen. Im lokalen Bus stellt sich häufiger das Problem des Sitzplatzes. Denn es ist völlig üblich, dass in einem (wir nennen es Reisebus) zu dritt auf 2 Sitzen gesessen wird (Oma, Schüler, Frauen in Burkas, junge Väter, Einkäufe, Schultaschen  – alles gemischt) und der Rest wird in den Gang gequetscht. So kommt man gut in den Genuss der Gerüche der Mitmenschen. Dein Rucksack im Laderaum kommt in ganz andere Genüsse. Dieser ist bereits völlig zugestopft mit kisten- und tütenweise Lebensmitteln. Gern dabei „frischer“ oder Trockenfisch, welches zusammen mit der Durian Frucht, die intensivsten Gerüche absondert….
Hoteleingang in Kuala Lumpur
Nicht sehr nett: in Vietnam wie auch in Thailand haben Ausländer häufig keine freie Platzwahl, sondern dürfen ausschließlich hinten bei dem Gepäck sitzen.