oder: Das Leben nach dem Tide Kalender
Bali hat im Süden einen Landzipfel, der einfach nur “The
Bukit” (der Hügel) genannt wird. Etwas höher gelegen als die Städte Kuta,
Legian und Denpasar fährt man über eine kleine Meerenge und einen Hügel hinauf.
Bist du da – bist du im Surfers' Paradise. Hier findet man kaum einen
Motorroller ohne Halterung für ein Surfboard, am Supermarkt stehen gebrauchte
Surfboards zum Verkauf und an der Küste tümmeln sich jede Menge Zuschauer. Im
Wasser liegt die gierige Meute auf den Brettern und wartet auf den perfekten
Tube.
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Die Wellen von Uluwatu |
The Bukit, inkl. der berühmten Buchten Uluwatu, Padang Padang
und Balangan, gehört mit zu den traditionellsten und nach wie vor beliebtesten
Surfspots der Welt! In den 60ern kamen die ersten Australier, um die Wellen zu
testen und fortan nahmen die Balinesen alle Surftouristen mit großer
Begeisterung auf! Sie kutschieren die Surfer mit den Brettern, damals manchmal
noch auf Karren von Bucht zu Bucht, bringen sie mit dem Boot aufs Meer hinauf, bieten
Unterkünfte in ihren Familien und freuen sich mit ihnen über einen
erfolgreichen Surftag!
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Der Sonnenuntergang in Bingin Beach |
Unzählige Surffilme wurden/werden hier gedreht und
regelmäßig finden Wettbewerbe statt. Jetzt gerade wird der „RipCurl Cup“
ausgetragen – da beim
Wellenreiten immer auf die „richtigen“ Wellen gewartet werden muss, lautet das
Motto „It’s on, when it’s on!“ Die Welle der ausländischen Surftouristen führte
mit den Jahren dazu, dass auch immer mehr Balinesen und Indonesier die Scheu
vor dem Meer verlieren und erfolgreich an den den Cups teilnehmen. Ursprünglich
haben die Balinesen nämlich den allergrößten Respekt vor dem Meer und meiden es
zumeist – alles, was unterhalb der
Erdoberfläche ist, ist ungewiss und dort leben böse Geister.
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Der 2. Sieger in der Tube in Padang Padang
(der 1. Sieger wird hier weder erwähnt noch gezeigt, da er abends auf der After Show Party die Leute verprügelt hat und den Laden, von der Stimmung ganz abgesehen, zerstört hat) |
Das Leben mit einem Surfer…
Eine Woche lang habe ich mit Paolo aus Italien zusammen bei
einer Balinesischen Familie direkt auf dem Strand von Balangan gewohnt. Hört sich romantischer an
als es ist, aber dazu ein ander Mal mehr. Paolo gehört, meiner persönlichen Kategorie
nach, zu den „Surf Addicts“ (Surf Süchtige). Bedeutet im Alltag: vor dem
Schlafen gehen, wird noch schnell der Tidekalender gecheckt, wie früh man denn
aufstehen muss. Mit früh, meine ich früh! Denn um 6.30 Uhr muss man das erste
Mal aufstehen und gucken, wie die Wellen sind! Sollte es nicht ganz so
vielversprechend sein, kann man noch bis 7.30 Uhr schlafen bleiben und in Ruhe
frühstücken. Das frühe Aufwachen fällt übrigens nicht sehr schwer, bei den
Indonesiern beginnt der Tag spätestens um 5 Uhr morgens und dann wird auch Lärm
gemacht. Wände aus Stroh tun ihr Übriges…
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Paolo beim RipCurl Cup in Padang Padang |
Dann wird gesurft. Und zwar den ganzen Tag. Natürlich werden
vorher Vorbereitungen getroffen. Ein großes Frühstück ist erforderlich, der
Körper wird eingecremt (hier surft man natürlich ohne Neoprenanzug!) und dann
erfolgt die Kriegsbemalung: insbesondere die Australier schmieren sich das
Gesicht in unterschiedlicher Form, manchmal auch Farbe, ein. Standard ist mit Sunblocker,
Schutzfaktor 100 die Nase und die Wangenknochen anzumalen. Es werden aber auch
zum Teil die Lippen geweißt, die Ohren mit Knete vollgestopft oder die Glatze
mit Creme eingerieben. Amüsantes Schauspiel. Täglicher Spruch von Paolo: „The
skin on my nose is empty!“ (weil sie sich schon ca. 1 Mio. Mal abgeschält hat…)
In unserer Bucht Balangang, die Profi Bucht, kann man den
ganzen Tag spektakuläre Stunts und Wellen beobachten. Damit kann man wirklich
den ganzen Tag verbringen! Es ist spannender als jedes Fernsehprogramm. Zur
Tief Tide wird dann eine Pause eingelegt und etwas gegessen. Aber meistens wird
doch bis Sonnenuntergang weitergesurft. Wenn die Welle in der einen Bucht nicht
gefällt, fährt man in die nächste Bucht.
Zum Sonnenuntergang springen oder laufen (!) doch noch
tatsächlich die letzten Surfer (die wohl etwas später Feierabend hatten) über
die Korallen zum Meer, um noch 2 Wellen zu bekommen bevor es dunkel ist. Kommt
man dann zurück, total k.o., berichtet man mindestens 45 Minuten lang, wie
heute die Wellen waren. Jeder 5. Tag war „the best day in my life!!!“ Anschließend
wird erstmal liebevoll das Brett gepflegt, ggf. eingewachst oder repariert und
gestreichelt…
In meine Kategorie „Lazy Surfer“ (faule Surfer) fällt die
große Menge an Surfern, die gern bis Mittags schlafen, sich kurz ein bisschen
Ärgern, wenn die Hoch Tide dann vorbei ist, vielleicht dann 3 oder 4 „rides“
nehmen und dann am Strand das erste Bier öffnen… (bevorzugt Australier)
...nein, 4 Meter hohe Wellen
auf 50 cm flachem Wasser über Korallen, sind nicht der perfekte Ort für
Beginner. Es gibt aber auch Buchten, die bei Hoch Tide bessere
Bedingungen bieten, hier versucht mein
neuester Besucher, Clemens aus Hamburg, sein Können. Zitat: „Davon lass ich
mich nicht aufhalten!“
…und somit werde ich noch einige weitere Tage die Surfer
studieren – es gibt ja Schlimmeres ;-)
Hang Loose!
sieh mal genau hin, auf der großen Welle mit dem kleinen Brett könnte ich doch sein
AntwortenLöschenund wie! die ältesten, jüngsten surfer haben weißes jahr und locker 70 jahre surferfahrung auf dem buckel!
AntwortenLöschenOh wie geil! Ich war auch in Uluwatu! Das ist super schön dort. Wart ihr denn auch schon an dem Stück, wo man nur durch die Felsen ans Wasser kommt?
AntwortenLöschenDa wurde Eat Pray Love gedreht ;-)
Knutschaaa
Ja, meine Süße. Das ist Padang Padang und quasi mein 2. zu Hause! Das ist auch, wo gerade der Cup war.
AntwortenLöschenUnd hier in Ubud wurde der ja auch gedreht!
knutschi