Mittwoch, 8. August 2012

Das Leben im Surfers Paradise

oder: Das Leben nach dem Tide Kalender
Südostasien. Indonesien. Bali. The Bukit. Padang Padang Beach.
Bali hat im Süden einen Landzipfel, der einfach nur “The Bukit” (der Hügel) genannt wird. Etwas höher gelegen als die Städte Kuta, Legian und Denpasar fährt man über eine kleine Meerenge und einen Hügel hinauf. Bist du da – bist du im Surfers' Paradise. Hier findet man kaum einen Motorroller ohne Halterung für ein Surfboard, am Supermarkt stehen gebrauchte Surfboards zum Verkauf und an der Küste tümmeln sich jede Menge Zuschauer. Im Wasser liegt die gierige Meute auf den Brettern und wartet auf den perfekten Tube.

Die Wellen von Uluwatu
The Bukit, inkl. der berühmten Buchten Uluwatu, Padang Padang und Balangan, gehört mit zu den traditionellsten und nach wie vor beliebtesten Surfspots der Welt! In den 60ern kamen die ersten Australier, um die Wellen zu testen und fortan nahmen die Balinesen alle Surftouristen mit großer Begeisterung auf! Sie kutschieren die Surfer mit den Brettern, damals manchmal noch auf Karren von Bucht zu Bucht, bringen sie mit dem Boot aufs Meer hinauf, bieten Unterkünfte in ihren Familien und freuen sich mit ihnen über einen erfolgreichen Surftag!
Der Sonnenuntergang in Bingin Beach
Unzählige Surffilme wurden/werden hier gedreht und regelmäßig finden Wettbewerbe statt. Jetzt gerade wird der „RipCurl Cup“ ausgetragen – da beim Wellenreiten immer auf die „richtigen“ Wellen gewartet werden muss, lautet das Motto „It’s on, when it’s on!“ Die Welle der ausländischen Surftouristen führte mit den Jahren dazu, dass auch immer mehr Balinesen und Indonesier die Scheu vor dem Meer verlieren und erfolgreich an den den Cups teilnehmen. Ursprünglich haben die Balinesen nämlich den allergrößten Respekt vor dem Meer und meiden es zumeist  – alles, was unterhalb der Erdoberfläche ist, ist ungewiss und dort leben böse Geister.

Der 2. Sieger in der Tube in Padang Padang
(der 1. Sieger wird hier weder erwähnt noch gezeigt, da er abends auf der After Show Party die Leute verprügelt hat und den Laden, von der Stimmung ganz abgesehen, zerstört hat)

Das Leben mit einem Surfer…
Eine Woche lang habe ich mit Paolo aus Italien zusammen bei einer Balinesischen Familie direkt auf dem Strand von Balangan gewohnt. Hört sich romantischer an als es ist, aber dazu ein ander Mal mehr. Paolo gehört, meiner persönlichen Kategorie nach, zu den „Surf Addicts“ (Surf Süchtige). Bedeutet im Alltag: vor dem Schlafen gehen, wird noch schnell der Tidekalender gecheckt, wie früh man denn aufstehen muss. Mit früh, meine ich früh! Denn um 6.30 Uhr muss man das erste Mal aufstehen und gucken, wie die Wellen sind! Sollte es nicht ganz so vielversprechend sein, kann man noch bis 7.30 Uhr schlafen bleiben und in Ruhe frühstücken. Das frühe Aufwachen fällt übrigens nicht sehr schwer, bei den Indonesiern beginnt der Tag spätestens um 5 Uhr morgens und dann wird auch Lärm gemacht. Wände aus Stroh tun ihr Übriges…
Paolo beim RipCurl Cup in Padang Padang
Dann wird gesurft. Und zwar den ganzen Tag. Natürlich werden vorher Vorbereitungen getroffen. Ein großes Frühstück ist erforderlich, der Körper wird eingecremt (hier surft man natürlich ohne Neoprenanzug!) und dann erfolgt die Kriegsbemalung: insbesondere die Australier schmieren sich das Gesicht in unterschiedlicher Form, manchmal auch Farbe, ein. Standard ist mit Sunblocker, Schutzfaktor 100 die Nase und die Wangenknochen anzumalen. Es werden aber auch zum Teil die Lippen geweißt, die Ohren mit Knete vollgestopft oder die Glatze mit Creme eingerieben. Amüsantes Schauspiel. Täglicher Spruch von Paolo: „The skin on my nose is empty!“ (weil sie sich schon ca. 1 Mio. Mal abgeschält hat…)
In unserer Bucht Balangang, die Profi Bucht, kann man den ganzen Tag spektakuläre Stunts und Wellen beobachten. Damit kann man wirklich den ganzen Tag verbringen! Es ist spannender als jedes Fernsehprogramm. Zur Tief Tide wird dann eine Pause eingelegt und etwas gegessen. Aber meistens wird doch bis Sonnenuntergang weitergesurft. Wenn die Welle in der einen Bucht nicht gefällt, fährt man in die nächste Bucht.
Zum Sonnenuntergang springen oder laufen (!) doch noch tatsächlich die letzten Surfer (die wohl etwas später Feierabend hatten) über die Korallen zum Meer, um noch 2 Wellen zu bekommen bevor es dunkel ist. Kommt man dann zurück, total k.o., berichtet man mindestens 45 Minuten lang, wie heute die Wellen waren. Jeder 5. Tag war „the best day in my life!!!“ Anschließend wird erstmal liebevoll das Brett gepflegt, ggf. eingewachst oder repariert und gestreichelt…
In meine Kategorie „Lazy Surfer“ (faule Surfer) fällt die große Menge an Surfern, die gern bis Mittags schlafen, sich kurz ein bisschen Ärgern, wenn die Hoch Tide dann vorbei ist, vielleicht dann 3 oder 4 „rides“ nehmen und dann am Strand das erste Bier öffnen… (bevorzugt Australier)

...nein, 4 Meter hohe Wellen auf 50 cm flachem Wasser über Korallen, sind nicht der perfekte Ort für Beginner. Es gibt aber auch Buchten, die bei Hoch Tide bessere Bedingungen bieten, hier versucht  mein neuester Besucher, Clemens aus Hamburg, sein Können. Zitat: „Davon lass ich mich nicht aufhalten!“
…und somit werde ich noch einige weitere Tage die Surfer studieren – es gibt ja Schlimmeres ;-)

Hang Loose!

4 Kommentare:

  1. sieh mal genau hin, auf der großen Welle mit dem kleinen Brett könnte ich doch sein

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  2. und wie! die ältesten, jüngsten surfer haben weißes jahr und locker 70 jahre surferfahrung auf dem buckel!

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  3. Oh wie geil! Ich war auch in Uluwatu! Das ist super schön dort. Wart ihr denn auch schon an dem Stück, wo man nur durch die Felsen ans Wasser kommt?
    Da wurde Eat Pray Love gedreht ;-)
    Knutschaaa

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  4. Ja, meine Süße. Das ist Padang Padang und quasi mein 2. zu Hause! Das ist auch, wo gerade der Cup war.
    Und hier in Ubud wurde der ja auch gedreht!
    knutschi

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