Donnerstag, 30. August 2012

Mein Bali

Mein Bali ist fast unbeschreiblich schön. Bali ist laut, dreckig, zu voll, chaotisch, zu touristisch und teuer, Bali ist das Mallorca und der Ballermann der Australier. Aber Mein Bali ist zugleich paradiesisch, einsam, traditionell, köstlich, gesellschaftlich, gastfreundlich und ganz nebenbei die Insel meiner Lieblingsblumen!

Der Wasserpalast in Tirta Gangga, Ostbali
Die Balinesen machen es einem Ausländer unheimlich einfach, sich willkommen und wohl zu fühlen! Du wirst mit offenen Armen empfangen und sollst bleiben! Du sollst an ihrer Kultur teilhaben und von deinem Leben erzählen. Die Balinesen sind nämlich äußerst stolz auf ihre Traditionen und haben häufig noch nie in ihrem Leben die Insel verlassen oder waren am anderen Ende der Insel. Sie lieben Geschichten und Berichte von Reisenden. Auf diese Weise machen sie „ihren Urlaub“ und lernen andere Länder kennen! So ist ein gepflegter Smalltalk verpflichtend für jeden Touristen. 1.„Where are you from?“ 2. „Where do you go to?“ und 3. „Are you married?“  bzw. 4. „Your boyfriend/husband?“ (wenn eine männliche Begleitung neben mir steht) sind der Einstieg in jedes Gespräch. 8jährige Jungs auf der Straße fragen dich das! Die Antworten, um einen Smalltalk möglichst schnell zu beenden, sind folgende:
1.       „Germany“
2.       „Jalan-jalan“ (ich gehe umher, bei genauen Zielangaben wird man weiter ins Gespräch verwickelt)
3.       „Not yet“ (man sagt nicht „Nein“, da das „Heiraten-wollen“ eine Selbstverständlichkeit ist. Ein „no“ oder gar „no, and I am not planning to“ würde zu sehr verunsichern, schockieren und viele weitere Fragen aufwerfen)
4.       „Yes!“ (siehe 3.)
Wenn man ein paar solcher Grundregeln in Gesellschaft von Balinesen berücksichtig, fühlt man sich auf Meinem Bali ziemlich schnell heimisch.

Kurz vor Sonnenuntergang beim Tempel von Uluwatu

Am 20. Juli hatte dieses Jahr der Ramadhan begonnen. Ein wesentlicher Faktor im Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt.  So ist man als Reisender ja auf geöffnete Restaurants und Unterkünfte der Einheimischen angewiesen, hinzu kann die Geräuschkulisse einer andauernd singend-betenden Moschee doch recht schlafbeeinträchtigend sein (die Indonesier haben es nicht so mit Einstellung von Lautstärke und Klang, Hauptsache laut!). So hatte ich beschlossen für die Fastenzeit auf Bali zu bleiben. Bali bildet nämlich auch hier, wie bei allem in Indonesien, die Ausnahme, so sind 95% der Balinesen Hindus. Ab und an hört man eine Moschee, doch alles Weitere geht seinen gewohnten Gang. Seit dem 19. August ist der Ramadhan vorbei …und ich habe und werde Mein Bali nicht mehr verlassen, bis ich am 1. September nach Australien fliege! Zu sehr hat die Insel mich gefangen. Ich habe einen Roller, mit dem hier alles leicht zu erreichen ist.  Mittlerweile kenne ich jede Straße und der 17jährige "Boss" aus der Werkstatt winkt mir auf dem Roller zu, die Frau aus dem Warung (Indo: Restaurant) weiß, wie ich meinen Kaffee trinke und ich kann schon recht viele Indonesische Floskeln.
Mein "Secret Beach" von Bali  - hier ist man geradezu einsam und der Strand ist endlos lang
Ganz so einfach ist es am Anfang nicht, sich auf Bali zu recht zu finden. So gibt es eigentlich so gut wie keine Beschilderung, manchmal hängt ein selbstgemaltes Minischild hinter einem Zweig... So erfolgt eine Wegbeschreibung eines hilfbereiten Balinesen meist in Form von: "...und dann bei dem Supermarkt rechts, bei dem großen roten Schild links und dann immer der Hilton-Hotel-Ausschilderung folgen, dann bei dem Tempel an der rechten Seite!"
Oder wenn ich meinen Gastgeber nach einer Straßenkarte frage, wird kurzerhand dies hier aufgezeichnet:

Die Straßenkarte vom Süden Balis
Eingezeichnet sind der Helmladen, Ampeln, Tankstellen und ein Hügel. Nicht ganz maßstabsgetreu... aber man findet alles!
 
Ein Balinese ist grundsätzlich, im Gegenzug für ein bisschen Smalltalk, äußerst hilfsbereit und bemüht! Wenn man dann erstmal aus dem Stadtverkehr von Kuta raus ist, macht das Fahren auch richtig Spaß! Die Straßen haben nicht sehr viele Löcher und häufig kreuzen ein paar Kühe, Hunde, eine Hühnerfamilie, ein Schweinchen oder auch häufig Affen deinen Weg - diese haben natürlich immer Vorfahrt! Sonst gilt auch hier, wie im Rest von Asien, der Stärkere bzw. Schneller siegt! Eine Schild, welches den Verkehr regelt oder gar eine Geschwindigkeitsbegrenung zeigt, habe ich in 2 Monaten nicht gesehen... somit weiß ich auch bis jetzt nicht, wie schnell man hier eigentlich fahren darf :-)
 
 
 
 
 

Zwischen den Reisfeldern im Bewässerungskanal

Mein Bali bietet Vulkane, Reisterassen, Kokospalmen, Frangipani und Hibiskus, gleichzeitig weiße und schwarze Srände, Steilküste, große Städte mit Einkaufs- und Partyzentrum und kleine abgeschiedene Bergdörfer, wo die Hähne, Hunde und Frösche die Lautstärke regulieren. Es gibt die Surferstrände im Süden auf dem Bukit, das Tourizentrum in Kuta und die Stadt der Künstler, Musiker und Yogis im Zentrum der Insel, Ubud. Es gibt hier fast nichts, was du nicht findest. Jede Menge Touristen, aber auch 3,5 Mio. Balinesen.


 
 
 
 
Der Eingang von Klungkung
Mein Bali ist die Insel der Götter und Dämonen. Überall werden Hauseingänge, Strandeingänge, Ortseingänge und Tempel mit Figuren aus Sandstein verziert und mit Opfergaben bestückt – diese beschützen die Eingänge vor Dämonen.  Die Figuren werden zu Feiertagen auch in Festtagskleidung gehüllt und bekommen das Kopftuch der Männer auf! Täglich kommt eine frische Blüte hinter das Ohr!
Es gibt unzählige Zeremonien und Riten. Ständig sieht man Balinesen in wunderschöner Festtagskleidung. Es gibt eine wunderschöne Zeremonie zur Trauerferier der Verstorbenen. Ein Art Festzug, alle traditionell und weiß gekleidet, 2 weiße Schirme und Opfergaben werden getragen. Dies findet häufig am Strand statt, um den Verstorbenen an die Götter zu übergeben.




Eine Balinesische Trauerfeier
Ein Neugeborenes zählt für die ersten 6 Monate seines Lebens als Göttliches Wesen. So darf es in den ersten 6 Monaten nie den Boden berühren und wird immer getragen. Der Boden und alles darunter beherbergt ja Geister und Dämonen. Wenn es nicht älter als 6 Monate wird, gibt es eine besondere Zeremonie. Wenn es die 6 Monate geschafft hat, gibt es die „Zeremonie des Boden Berührens“. Neben das Baby wird ein „Fake-Baby“ aus Kokosnuss gelegt, sodass, sollte ein Dämon kommen, er das Fake Baby und nicht das richtige Baby nimmt. Fortan ist das Baby ein Mensch und keine Göttlichkeit mehr.
Eine Figur in Festtagskleidung - auf dem Besakih, der größte und wichtigste Tempel Balis, am Fuße des Agung Berges, der höchste Berg Balis, mit 3.142 m
Angeblich 1/3 ihres Arbeitstages verbringt die Balinesische Frau damit, den Balinesischen Ritualen nachzukommen. Die Opfergaben vorzubereiten, zu verteilen, das Gebet zu sprechen, die Räucherstäbchen anzuzünden und schlussendlich alles wieder zu entsorgen. Mehrmals täglich findet dies Prozedere der Opfergaben statt. Ich liebe diese liebevollen Riten und werde den Geruch der Räucherstäbchen vermissen.


Eat. Pray. Love.
Ist die Geschichte, die ich hier gelesen habe und mich begleitet hat. Eine Frau, die für 1 Jahr durch die Welt reist... Das Buch wurde 2010 mit Julia Roberts verfilmt und hier auf Bali in Ubud, auf den Gilis Islands und hier in Padang Padang gedreht. Alle 3 Orte habe ich auch besucht. Wer das Buch noch nicht kennt, ich kann es an dieser Stelle wärmstens empfehlen!

 
Der Wasserpalast von Tirta Gangga

 
Selbst die Polizisten tragen hier eine Blüte hinter dem Ohr und wenn dir ein Wildfremder auf der Straße begegnet, wirst du (manchmal schon aus weiter Entfernung) gefragt:  „What is your name?“

Mein Name! Mir war nie bewusst wie international verständlich mein Name ist! Hella! „Like hello with an „a“!“ Ist meine Standarderklärung. JEDER kann das sofort aussprechen.
(auch wenn Italiener und Franzosen trotzdem das H weglassen und Ella draus machen)
In diesem Sinne nochmal Danke an meine Namensgeber bzw. Eltern! ;-)
 
Unsere Namen bieten bei Weitem nicht die Aussagekraft, die ein Balinesischer Name hat:
Es gibt nur 4 Namen auf Bali: Wayan, Made, Nyoman und Ketut. Bedeutet ganz einfach: Erster, Zweiter, Dritter, Vierter. Ein Junge bekommt ein I vor den Namen, ein Mädchen ein Ni. So wäre ich, Balinesch geboren, Ni Nyoman!

So kommt es nicht selten vor, dass ein Wayan eine Wayan heiratet und das 1. Kind nunmal Wayan heißt!

Was machen wir uns die Namenssuche eigentlich so schwierig? ;o) Natürlich gibt es so viel Spitznamen… Die meisten Ausländer erhalten häufig  auch einen Spitznamen. So wurde mein Freund Clemens hier zu „Klinsmann“ (Klinsmähn gesprochen)! Clemens ist einfach zu kompliziert.

Hella und "Klinsmann" auf dem Besakih
In einem Tempel müssen alle, auch die Herren, immer einen Sarong tragen
Mein Bali bietet jeden Abend einen anderen verzaubernden Sonnenuntergang. Für mich immer wieder ein magischer Moment, wenn die Tiere hysterisch beginnen durchzudrehen. Die Schwalben mischen sich in der Luft hektisch mit Fledermäusen, die Frösche und Heuschrecken stimmen in ihr Konzert ein, die Glühwürmchen spielen im Reisfeld und du kannst die Gekkos bei ihrer Schlacht auf die Fliegen beobachten. Die trockene, staubige Geruch des Tages wird durch eine frische, fruchtige Luft abgelöst wird.
Hella und Clemens in der Devils Tear auf Lembongan
Mein Bali wird mit Leichtigkeit gelebt. Gute Laune steht bei den Balinesen an oberster Stelle und so sind „Don’t worry, be happy“ und „no problem“ vielgehört! Ein „Halo!“ (Hallo, wie Deutsch ausgsprochen) wird dir permanent zugeworfen. Die Balinesen lieben das Leben und das steckt an!

Ich werde mein Bali ziemlich vermissen...
Ich liebe Bali und Bali liebt mich!
Am Dream Beach von Nusa Lembongan


Mein Bali ist...

7 Kommentare:

  1. Wenn ich das so lese bekomme ich ganz schöne Fernweh und denke, wir hatten viel zu wenig Zeit auf Bali... Wer weiß, vielleicht führt mich der weg ja noch einmal dorthin... Ich habe es auch wenig lieb gewonnen <3 Miss you and Bali!

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  2. man klingt das schööööööön !!!!

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  3. ...Lilly, wenn es danach ginge hat man eigentlich überall ein bisschen zu wenig Zeit. Die Welt bietet einfach zu viel Schönes! Selbst ich muss das sagen! ;o)

    Aber ich bin mir auch sicher, dass wir den Weg nochmal hierher finden! <3 miss you tooooooooooooo!

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  4. Ach Helli, das hört sich so toll an! Würde am liebsten den Computer ausmachen, meinen Koffer packen und losdüsen! Du hast genau das Richtige gemacht.

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  5. Karo, wie du weißt: für dich ist immer ein Plätzchen frei!! Also komm! (und Dennis kommt in Kofferraum ;o)

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  6. helli schatz, es ist sooooo schön deine bricte zu lesen und die bilder zu sehen. besonders bali macht mich sehnsüchtig. denn deine bilder habe ich auch gemacht :-) ich hoffe, du warst im wassertempel auch im heiligen wasser baden? das hält gesund und munter..hihi ich knutsch dich ganz doll

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  7. helli schatz, es ist sooooo schön deine bricte zu lesen und die bilder zu sehen. besonders bali macht mich sehnsüchtig. denn deine bilder habe ich auch gemacht :-) ich hoffe, du warst im wassertempel auch im heiligen wasser baden? das hält gesund und munter..hihi ich knutsch dich ganz doll

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