Donnerstag, 2. August 2012

Reise Reise – Teil 2

Ja, es ist eine Ergänzung dieses Beitrags fällig. Schließlich mache ich nichts weiter, als die ganze Zeit zu reisen… dies bedeutet warten und fahren und warten und fahren.
Wusstet ihr, dass „10 Minuten“ mindestens 30 Minuten sind und sich bis zu 60 Minuten ausdehnen können? - Ja. Wenn man den Busfahrer fragt wie lange die Pause ist oder wann der Anschlussbus kommt, ist die Antwort IMMER „10 Minuten“ – egal, wie lange wir warten werden. Wenn man zwischendurch mal wartend gucken sollte, wird als Zwischenantwort meist „aaah, 5 more minutes…“ eingeworfen. Glücklicher Weise ist Zeit das, was ich momentan am meisten habe und meine Geduld  dehnt sich ins Unendliche!!
Wisst ihr, wie viele ausgewachsene, weiße Touristen in einen Minibus, in der Größe eines VW-Busses passen? - Ich jetzt schon! Mindestens 16! Inkl. Reisegepäck gestapelt auf und zwischen den Sitzen – denn im Kofferraum sitzen ja schon 4 Touristen! Pinkelpause gibt’s in dem Falle dann nicht, weil es viel zu lange dauern würde alles wieder ein- und auszupuzzeln. Weniger trinken ist an Reisetagen eh zu empfehlen, da häufig die Toiletten der „Raststätten“ nicht sehr einladend sind. Im dreistesten Falle muss man noch 5 Cent, oder mit Papier 25 Cent, bezahlen – für kein Licht, kein fließend Wasser und natürlich keine Seife und Papier. Was genau mit dem Geld finanziert wird, hat sich mir noch nicht erschlossen. In jedem Falle habe ich an diesen Stätten, des Öfteren die männliche Gattung um deren, uns nicht mögliche, Position des Toilettengangs beneidet…
Langkawi, Malaysia

Strategisch gesehen, sollte man wohl immer als letztes in den Bus einsteigen, denn hinten im Bus wird man zu sehr durchgeschüttelt, bis 10 cm über den Sitz ist bei den Straßen verheiratet mit entsprechender Geschwindigkeit ist keine Seltenheit und in der Not könnte man, falls Kommunikation möglich, den Busfahrer kontaktieren. Damit kann man aber auch schief liegen, wenn die erste Reihe aus 16 Gepäckstücken und 2 Touris besteht, welche bei jeder Kurve (und diese werden mit viel Freude und Elan gefahren) mit jeder Menge Kilos zu kämpfen haben. Es ist also auch immer etwas Glück im Spiel…
Grundsätzlich ist es ratsam in Sommerkleidung den Wagen zu betreten, aber immer Socken, Schal und Fleecejacke zur Hand zu haben. Im Vorwege weißt du nämlich nie, ob du bei 30 Grad am Fenster ohne Gardine da hinschmilzt oder bei unregulierbarer, stürmischer Klimaanlage in 22 Grad frieren wirst!
ja, es war Mittags. Aber auch Mittags ist es bei über 40°C ganz schön warm...
Ansonsten gilt, die Reise mit Humor zu nehmen. Ob du mit Schweiß an deinem fremden Sitznachbarn festklebst, von dem Geruch des Proviants deiner Chinesischen Mitreisenden (Ente um 7 Uhr morgens) leichte Übelkeit entwickelst, nicht identifizierbare klappernd-brummend-pfeifende Geräusche des Busses oder die Geschwindigkeit bezüglich der Straßenverhältnisse dir Fragen im Kopf hervorrufen oder vom Fahrstil inkl. Höhenangst mehrere letzte Worte aussprichst… am Ende hilft es alles nix. Du willst ja ans Ziel.
Dies wird dir häufig durch überdrehten Thai-Pop, manchmal in Karaoke-Version inkl. Bildschirm verfügbar, Indisches Bollywood-Lala (in Malaysia sind die Busfahrer Inder) oder aber, mein persönliches Highlight (!), durch „Modern Talking“ versüßt!!! Der Geschmack des Fahrers regiert! Da werden nicht nur die beiden Favoriten „Cherry Cherry Lady“ und „Your My Heart, Your My Soul“ laut aufgedreht, sondern ganze Alben inkl. Technocoverversionen von o.g. Titeln gespielt! Herrlich! Ich kann bereits die Texte auswendig, bei beginnender Melodie aber immer noch nicht die Titel voneinander unterscheiden.
Das Unterdrücken eines lauten Lachkrampfes ist mir deshalb manchmal unmöglich… :-D Ich warte manchmal wirklich auf die versteckte Kamera…
internationale Übereinstimmung: bester Reiseschuh - Birkenstock!
Wenn du Strecken mit dem lokalen Bus zurücklegst, ist dies nicht weniger anstrengend. Als scheinbar Außerirdischer wirst du beobachtet: „die schwitzen auch? Guck die Haare. Die können ja sprechen!“ :-D Diese Situation erfordert ein ständiges Zurücklächeln – denn wir wollen ja stets ein sehr freundliches und bescheidenes  Bild hinterlassen. Kleine Kinder versuchen schon mal 2 Stunden lang zu testen, ob du auch wirklich zurücklächelst, wenn sie hinter dem Sitz auftauchen oder Grimassen machen. Im lokalen Bus stellt sich häufiger das Problem des Sitzplatzes. Denn es ist völlig üblich, dass in einem (wir nennen es Reisebus) zu dritt auf 2 Sitzen gesessen wird (Oma, Schüler, Frauen in Burkas, junge Väter, Einkäufe, Schultaschen  – alles gemischt) und der Rest wird in den Gang gequetscht. So kommt man gut in den Genuss der Gerüche der Mitmenschen. Dein Rucksack im Laderaum kommt in ganz andere Genüsse. Dieser ist bereits völlig zugestopft mit kisten- und tütenweise Lebensmitteln. Gern dabei „frischer“ oder Trockenfisch, welches zusammen mit der Durian Frucht, die intensivsten Gerüche absondert….
Hoteleingang in Kuala Lumpur
Nicht sehr nett: in Vietnam wie auch in Thailand haben Ausländer häufig keine freie Platzwahl, sondern dürfen ausschließlich hinten bei dem Gepäck sitzen.

4 Kommentare:

  1. Ich toppe dich: 26 Leute im Mitsubishi Kleinbus + Huhn (lebend) in ElSalvador,es war etwas eng. Neben mir saß ein kleines Mädchen auf ihrer Oma und ein Huhn. Das Huhn hat Jan die ganze zeit in den rücken gepickt, ansonsten wars ein ganz nettes Huhn. Allerdings sollte es am nächsten Tag schon in die Suppe kommen. Aber natürlich auch Modern Talking! Der schönste Export Deutschlands!

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  2. ...unverständlich aber immer wieder wahr!!
    Nur, dass kaum jemand weiß, dass es Deutscher Export ist. Ich schweige in solchen Momenten unauffällig ;o)

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  3. Hella, du hast ja schon wieder unverschämt braune Füße..Kommt das von der Sonne, oder weil dir in den Bussen alle auf den Füßen gestanden und gesessen haben ;-)

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