...du stundenlang auf eine Bergkette zufährst, weil da dort das Dorf, dein
Ziel ist, und die Berge einfach nicht näher kommen wollen...
Wenn um dich herum überdimensionale Poster mit wunderschönen Bildern zu
hängen scheinen...
Wenn Größenverhältnisse sich relativieren und du keinen Anhaltspunkt für
einen Maßstab hast...
Wenn es in Nase und Gaumen klebt, weil die Luft so trocken ist...
Wenn surreal sich mit real vermischt...
Wenn es unfassbar still ist... kein Ton...
Wenn die Welt auf einmal ein bisschen beängstigend ist und dich
überwältigt...
Wenn die Natur ein solch schönes Spektakel bietet, dass du Tränen in den
Augen hast...
Ja, dann bist du da!
In der Wüste.
Wenn du 3-4 Liter pro Tag trinkst, nur um deinen Gaumen zu befeuchten...
Wenn du nur 2 Minuten pro Tag duschen darfst, weil es kein Wasser gibt....
Wenn es 35°C sind und du trotzdem kaum schwitzt....
Wenn, wie immer in Chile, schneebedeckte Vulkane in den Himmel ragen...
Wenn du auf einmal auf Salz spazieren gehst...
Wenn du Tiere kennenlernst, von denen du vorher nichts geahnt hast...
Wenn du tags über 35°C und nachts um 0°C hast...
Wenn sich Körper und Kleidung irgendwie weiß färbt, weil es so
unfassbar staubig ist...
Wenn die Bettdecke beim Umdrehen im Bett blinkt und blitzt....
Wenn Haare platt und elektrostatisch wie nie sind...
Ja, dann bist du in der trockensten
Wüste der Welt!!!
Die Atacama Wüste.
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Die Flamingos in der Laguna de Chaxa |
Passen die Worte Wüste und Paradies
zusammen?
Ja, die Wüste verursacht Gänsehaut und Faszination. Schon
allein der Flug von Santiago, in Mittelchile, bis in den Norden ist einen Flug
wert. Unter dem Flugzeug zeigen sich absurde Landschaften und Farbspiele der
trockenen Natur.
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Die Wüste und 1 Vulkan aus dem Flugzeug |
Das Flugzeug landet in
Calama, einer etwas trostlosen Stadt, die meistens nur
von Mienenarbeitern oder halt Wüstentouristen angeflogen wird. So sieht man
auch auf den Straßen kaum eine Frau. Meinen Rucksack hatte erneut die Reiselust
verlassen und ist mal wieder nicht mit meinem Flieger geflogen.... somit konnte
ich mich erst mit einiger Verspätung auf meinen weiteren Weg machen, denn das
Personal der LAN (ja, ich nenne sie jetzt mit Namen!) hatte sich erst 1,5 Stunden nach
Landung überhaupt am einzigen Schalter des Miniflughafens blicken lassen.
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Das Hostal Sonchek |
Das
Touristendörfchen San Pedro de Atacama liegt rund 100 km entfernt, auf ca. 2.400 m Höhe und war das Ziel. Nun
waren natürlich schon alle Busse weg... somit habe ich mich mit dem
freundlichen Taxifahrer Darwin auf in die Stadt gemacht, um doch noch eine
Busverbindung zu finden. Wir sind 6 "Bushaltestellen" abgefahren, der
früheste fuhr 2 Stunden später. Gut, warten bin ich ja gewohnt, Gepäck hab ich
eh nicht...ohne Ausrüstung keine Wüstentour, also kein Zeitdruck. Darwin
verabschiedet sich mit den Worten: "Und bitte verlasse nicht die
Bushaltestelle, hier laufen ganz zwielichtige Gestalten rum!" Das deckt
sich dann auch mit der Meinung aus meinem Reiseführer, wo diese Stadt liebevoll
als "shithole" beschrieben wird.
Nun ja, 2 Stunden später fährt der Bus pünktlich mit 3 Personen, inkl. mir,
nach San Pedro ab. Beim Aussteigen frage ich den Busfahrer noch nach der Straße,
wo mein Hostel liegt. Er zuckt die Schultern. Es sei bemerkt, dass es sich
wirklich um ein sehr kleines Dorf mit wenig Straßen handelt und der Busfahrer
vermutlich mind. 2 mal täglich hier ist...
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Mein Rucksack hat dann doch noch
nachts um 12 den Weg zu mir gefunden |
Gut, Abenteuer Wüste. Ich durchforste das Dorf dann eben selbst, ich hatte
ja heute schon viel Wartezeit zum Ausruhen. Das ganze Dorf ist im Adobe Stil
gebaut. Zu den Straßen hin, die nur aus Sand bestehen, ist alles verriegelt, um
sich vor dem Staub zu schützen. Schnell finde ich mein Hostel und werde von
einer netten Slowakin begüßt, die vor 40 Jahren einen Chilenen heiratete.
"Hier dürfen wir nicht waschen, bitte nur 2 Minuten pro Tag
duschen." Das Wasser wird auf dem Dach von der Sonne in großen Eimern
erhitzt - Fazit: es gibt kein kaltes Wasser!
"und hier ist die Sicherheitszone, falls es ein Erdbeben gibt!"
4 Tage später war es dann auch so weit. Ein
Erdeben der Stärke 6,7 hat es um
17.15 Uhr ordentlich schütteln lassen. Ich saß gerad auf einem Plastikstuhl und
dachte im ersten Moment "Shit, die Beine schmelzen!" weil der Stuhl
so schaukelte. Ich guck die Beine an, alle stabil. Mir ist schon ganz
schwindelig "oh nein, mein Kreislauf versagt schon wieder, ich muss was
trinken". Dann kommt das Hausmädchen und sagt "wenn das Erdbeben noch
anhält, müssen wir in die Sicherheitszone gehen!" Hella, dies ist ein
Erdbeben! ...in der Wüste ist die Wahrnehmung irgendwie etwas gestört...
Im Übrigen erfuhr ich hier, das diese Wüste wohl doch nicht die trockenste
der Welt sei – die Antarktis sei trockener. Es ist trotzdem verdammt
trocken hier!
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Floaten im Salzsee |
Eine Tour haben wir zu den
Ojos del Salar (Augen des Salzes) gemacht. Natürliche Salzseen,
die salziger sind als das Tote Meer! So LEGT man sich aufs Wasser. Oder „you
float“! Abtauchen ist in der Tat quasi unmöglich und das floaten wirklich
witzig. So wird man immer nach oben gedrückt und hinterher hat man eine fette
Salzkruste auf der Haut, in den Haaren, in den Ohren… naja, überall!
Das „floaten“ in dem See sei sehr heilsam und gesund. Es würde bei
regelmäßigem Besuch sämtlich Hautkrankheiten und psychische Krankheiten, wie
Depressionen, heilen. Neben dem Salz ist dort auch Lithium vorhanden, mit
welchem man sich einreiben soll. Ebenso sehr heilsam! Gesagt – getan.
Zum Sonnenuntergang gibt es Pisco Sour direkt auf der
Laguna Cejar, einem
großen Salzsee. Diese sieht aus wie eine riesige Schneefläche mitten in der
Wüste. Es ist aber einfach alles Salz!
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Die Laguna Cejar |
Die
Lagunas Miscanti & Miñiques liegen auf ca. 4.200 m. Da geht einem bei einem langsamen Spaziergang schon ziemlich schnell die Luft aus.... Ich habe mich hier in die süßen Vicuñas verliebt. Das sind quasi "Wildlamas". Sie leben in kleinen Gruppen bis zu 7 Vicuñas und im Januar sind in jeder Gruppe 1 bis 3 Baby-Vicuñas dabei.
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1 Baby Vicuña |
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Auf 4.200 m liegen die Miscanti & Miñiques Seen, durch einen Vulkanausbruch wurden sie getrennt |
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Der bekannteste Teil der Atacama Wüste ist wohl die
Salar de Atacama (Salzwüste der Atacama). Die drittgrößte Salzwüste der Welt! Kilometerweit fährt man durch schroffe Salzverkrustungen, wo man wirklich kein Leben mehr erwartet, um mitten in der Salzwüste an den
Chaxa See zu gelangen, wo
Flamingos leben! Zahlreich in 3 verschiedenen Sorten, als wäre es der fruchtbartste Flecken Erde!
Hier lebt der Anden Flamingo, der Chilenischen Flamingo und der James Flamingo.
Was man sich am ehesten unter einer Wüste vorstellt, findet man in der Valle de la Luna und Valle de la Muerte. Sandige Flächen mit Steinskulpturen, alles von der Natur geformt! Manchmal kaum zu glauben:
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Im Valle de la Luna |
Die Valle de la Luna ist das Tal des Mondes. Das Tal hat die Form eines Halbmondes.
Valle de la Muerte bedeutet
Tal des Todes. Hier gibt es einfach kein Leben mehr, könnte man vermuten.... aber wie so oft, ist die Benennung ein Missverständnis. Das Tal wurde im März (span. Marte) entdeckt und somit
Valle de la Marte getauft,
Tal des Märzes. Da März und Tod im Spanischen sehr ähnlich klingen, ein Franzose nicht richtig Spanisch verstand, hieß das Tal fortan
Valle de la Muerte... Hier wachsen übrigens einige Sträucher, aus denen man Tee macht, die mal wieder äußerst gesund sein!
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Ein Vizcacha |
Der strapaziöseste Trip ging zu den
Tatio Geysiren. Um 4 Uhr morgens im Dunkeln 2 Stunden über Schotterpisten brettern, um das Geysirfeld auf 4.300 m zu erreichen! Vor Sonnenaufgang sind auf über 4.000 m um die -10°C (in Worten: Minus Zehn!), eine Temperatur, der mein Körper lange nicht ausgesezt war. Ich ziehe alle Kleidungsstücke an, die ich in meinem Rucksack finden kann, Wollsocken an die Hände. Zwischen den spuckenden Geysiren ist es manchmal angenehm warm, dass man verlockt wird, seine Hände in das 90°C heiße Wasser zu stecken... Erfahrungsgemäß macht meinem Körper auch die Höhe ab und an zu schaffen. Ich hatte "glücklicherweise" aber nur 2 Mal kurz einen Anflug von Höhenkrankheit und habe es schnell in den Griff bekommen. Hier habe ich das Tier Vizcacha kennengelernet, eine Mischung aus Kaninchen und Maus vielleicht?! Außerdem habe ich mein neues Lieblingstier, das Lama, gefunden.
Zum Aufwärmen muss man sich einmal kurz überwinden, alle Schichten auszuziehen und dann geht es in natürlich heiße Quellen... herrlich.
Ja, die Worte Wüste und Paradies passen zusammen!
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Vorn, der Schlumpf mit der Mütze, das bin ich! Denn am Kopf ist es trotzdem ziemlich kalt |